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In diesen Tagen feiern wir Weihnachten. Wir feiern die Geburt von Jesus Christus, dem Sohn Gottes. Jesus, der auf die Welt gekommen ist, um uns die Nähe Gottes zu bringen, um uns zu heilen, zu verändern und uns von unseren Fehlern zu erlösen. Jesus kam, um uns unsere Grabkleider, unser altes Leben wegzunehmen und uns stattdessen ein Leben in voller Fülle, dem Segen Gottes und all den Möglichkeiten, die Gott schon lange für uns vorbereitet hat, zu schenken!

Was ich mit dem Grabkleid sagen möchte, sehen wir so schön an der Geschichte von Lazarus. Lazarus war ein guter Freund von Jesus. Doch eines Tages wurde Lazarus schwer krank und ein paar Tage später starb er. Jesus traf vier Tage später beim Grab von Lazarus ein und statt um ihn zu trauern, forderte er die Schwestern von Lazarus auf, den Grabstein wegzunehmen. Dann rief er in das Grab hinein und holte Lazarus von den Toten zurück ins Leben. Ein unglaubliches Wunder und viele Menschen begannen dadurch, an Jesus als den Sohn Gottes zu glauben. Doch in der ganzen Geschichte finden wir ein spannendes Detail. Jesus forderte nämlich die umstehenden Zuschauer auf, Lazarus von seinen Grabkleidern zu befreien. Eigentlich war es den Juden verboten, tote Menschen zu berühren. Dies machte sie unrein. Jesus befand sich in einer jüdischen Kultur und so gesehen war sein Wunsch sehr außergewöhnlich. Klar, Lazarus war ja soeben auferstanden, aber das Grabkleid roch noch nach Tod. Und ich stelle mir vor, wie sich die Juden fragten: »Aber Jesus, dürfen wir das denn? Klar, Lazarus lebt wieder, aber sein Gewand stinkt. Es riecht nach Tod!«

Auch wir fragen uns manchmal: »Dürfen wir das? Dürfen wir Menschen, die das Leben nicht im Griff haben, einfach so lieben und ihnen mit der Gnade Gottes begegnen? Dürfen wir Menschen, die andere Werte, andere Vorstellungen, eine andere Einstellung zum Leben haben als wir, mit Respekt und Liebe begegnen? Dürfen wir, als gute Christen, Menschen, die das Leben nicht auf die Reihe bringen, die sündigen, die die Ehe brechen, die alles Mögliche anders machen als wir würden, einfach so annehmen und ihnen mit Liebe und Gnade begegnen? Dürfen wir?«

Ja, ganz klar. Denn Jesus hat sogar die Juden ermutigt, Lazarus das Grabtuch, ein unreines Tuch, abzunehmen und ihn zurück ins Leben zu bringen. Auch wir sind berufen, den Menschen um uns herum mit der Liebe und der Gnade Gottes zu begegnen und ihnen zu helfen, dass auch sie wieder das volle Leben, den Segen und die Fülle Gottes entdecken und sehen dürfen. Denn wir alle haben Menschen in unserem Umfeld, die unsere Hilfe brauchen. Menschen, welchen wir helfen können, ihre Grabkleider abzunehmen. Und ja, das stinkt. Das fordert uns heraus. Das bringt uns aus unserer Komfortzone, das ist nicht angenehm und entspricht selten unseren Vorstellungen. Aber lass uns wieder zu Menschen werden, die anderen Menschen mit Liebe, Gnade und Gottes Zuversicht begegnen und ihnen helfen, all das Gute zu sehen und zu entdecken, was Gott für sie bereithält.

Doch wie machen wir das? Wie nehmen wir ihnen das Grabtuch weg? Indem wir sie annehmen, lieben und mit der Gnade Gottes reagieren, statt mit dem Finger auf sie zeigen.

Nebenbei gesagt ist es eigentlich ein Zeichen eigener Schwäche, wenn wir mit dem Finger auf andere zeigen, Menschen kritisieren und anderen sagen, was sie tun sollten. All dies entsteht, weil man ein Problem mit sich selbst hat. Ich habe in meinen fast 20 Jahren als Pastor gelernt, je mehr die Menschen ausrufen, je mehr sie über andere herziehen, kritisieren und immer alles hinterfragen müssen, umso mehr Dreck haben sie in ihrem eigenen Leben. Mit all dem Lästern und mit dem Finger auf andere zeigen, lenken sie einfach von ihren eigenen Fehlern ab. Darum mach es nicht so. Uns ist vergeben. Jesus kam auf diese Welt, nicht um uns zu verurteilen, sondern um uns die Nähe Gottes, den Segen und all das Gute, was Gott für uns bereithält, näher zu bringen. Darum bringe auch du die Liebe und Gnade Gottes zu den Menschen und hilf ihnen dadurch, dass auch sie all das Schöne, Gute und Geniale, das Gott für sie bereithält, entdecken können.

In diesem Sinn wünsche ich dir eine gesegnete Weihnachtszeit und viel gute Begegnungen, die dir helfen, andere Menschen durch deine Liebe näher zu Gott zu tragen.

Danach rief er mit lauter Stimme: »Lazarus, komm heraus!« Der Tote trat heraus, Füße und Hände mit Grabbinden umwickelt und das Gesicht mit einem Tuch verhüllt. »Befreit ihn von den Tüchern und lasst ihn gehen!«, befahl Jesus den Umstehenden. Johannes 11,43–44