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Jesus ist kurz vor dem Moment, in dem er am Kreuz für alle unsere Sünden sterben wird. Da bittet er seine Jünger, mit ihm im Gebet wach zu bleiben. Doch sie schaffen es nicht. Nicht einmal eine einzige Stunde.   

Wir lesen in der Bibel, wie Jesus sich zurückzieht, um Zeit mit seinem Vater zu verbringen, bevor am Kreuz für all unsere Sünden sterben wird. Er bittet seine Jünger, mit ihm wach zu bleiben. Nach dem Gebet findet Jesus seine Jünger schlafend statt betend vor. Er weckt sie und sagt zu ihnen: »Ihr konntet nicht einmal eine einzige Stunde mit mir wach bleiben?« Doch statt eine Antwort auf seine Frage abzuwarten, beantwortet er diese gleich selbst: »Der Geist ist willig, aber die menschliche Natur ist schwach.« Ein mittlerweile bekanntes Zitat. Und so oft erleben wir es genau so: Wir wollen uns verändern, wir wollen geduldiger, liebender, herzlicher, fokussierter, disziplinierter und positiver sein, doch das »Fleisch« ist schwach und nach ein paar Versuchen versagen wir wieder. Warum? Weil wir in einer gefallenen Welt leben. In einer Welt, für die wir alle gar nicht kreiert wurden. Niemand von uns ist für diese Welt voller Bosheit, Stress, Scham, Nöte, Begrenzungen und Sünde geschaffen worden. Darum versagen wir auch immer wieder. Wie die Jünger nehmen wir uns vor, dies oder jenes zu verändern oder zu tun, und plötzlich überfällt uns ein Geist der Müdigkeit, der Negativität, des Zorns oder unsere Sehnsucht schreit und wir fallen.

Jesus zieht sich ein weiteres Mal zum Gebet zurück und bittet die Jünger, es doch noch einmal zu versuchen. Nach einer Zeit kommt er zurück und was sieht er? Betende Jünger, die leidenschaftlich Gott loben und preisen und mit wachen Augen für ihren Meister einstehen? Nein, sie schlafen wieder! Und was macht Jesus? Wir lesen:

»Er ließ sie schlafen, ging wieder weg und betete ein drittes Mal dasselbe Gebet.« Matthäus 26,44

Er ließ sie schlafen. Kein weiteres Aufwecken, kein weiteres Ermahnen, kein böses Wort, kein »Juuungs – echt jetzt!?« Jesus ließ sie gewähren. Er ließ sie versagen. Er ließ sie schlafen. Warum? Weil er wusste, dass er schon bald in ihre Lücken hineinstehen würde. Dass er schon bald für all ihr Versagen zahlen würde und sie es ohne ihn und seiner Gnade sowieso nicht schaffen würden. So lässt Jesus auch uns schlafen. Er lässt zu, dass wir unser Leben nicht auf die Reihe bringen. Er lässt zu, dass wir versagen. Er lässt zu, dass wir uns in unseren Problemen, Ängsten und Nöten verlieren. Und zwar ohne uns zu verurteilen, zu ermahnen oder zurechtzuweisen. Weil er weiß, wir können es nicht besser. Weil er weiß, dass wenn wir dann zu ihm kommen, er uns Schritt für Schritt helfen würde, mit unseren Nöten und Schwächen umzugehen, einen Weg zu finden, Dinge loszuwerden und uns zu verändern. Aber dies schaffen wir nur mit ihm. Mit Jesus. Unserem Gott, der uns weder verurteilt, noch entsetzt ist über uns oder uns ablehnt, weil wir es nicht so geschafft haben, wie wir eigentlich sollten. Darum, auch wenn du versagst, es nicht so auf die Reihe bringst wie du dir gewünscht hast oder es hättest tun sollen, denk daran, Jesus ist da. Jesus schaut dich an, er lächelt dich an, er lässt dich versagen, um dir dann wieder zu helfen. Dich wieder aufzurichten und dich mit seiner Liebe weiterzutragen.

Als er zu den Jüngern zurückkam, schliefen sie. Da sagte er zu Petrus: »Ihr konntet also nicht einmal eine einzige Stunde mit mir wach bleiben? Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet! Der Geist ist willig, aber die menschliche Natur ist schwach.« Matthäus 26,40–41