»Nicht jedes Unkraut, nicht jedes Gestrüpp ist automatisch schlecht, nur weil es neben uns wächst. Manches kann ich auch stehen lassen – und am Ende wird sich die Herausforderung vielleicht sogar als Segen erweisen.«
Jesus vergleicht uns in der Bibel mit einer Weintraube. Damit Wein entstehen kann, muss die Traube gepresst werden. Genauso ist es auch bei uns: Um in unsere Berufung hineinzuwachsen, gehen wir manchmal durch Zeiten des Drucks, des Schmerzes, der Krankheit oder durch schwere Situationen, die uns herausfordern. Doch gemeinsam mit Gott kann aus all dem Schweren etwas Gutes hervorgehen. Oft bereitet uns Gott gerade durch Druck und Schmerz auf etwas Größeres vor.
Natürlich ist nicht alles gut, was uns widerfährt, und manches muss tatsächlich gejätet oder ausgerissen werden. Dazu können Gebet und ein Glaube, der Berge versetzt, das Unmögliche möglich machen. Aber nicht jeder Schmerz und nicht jedes »Unkraut« in unserem Leben ist automatisch schädlich. Manches dürfen wir auch einfach stehen lassen.
Jesus vergleicht unser Leben auch mit einem Feld – einem Acker, auf dem Weizen gesät wird: unsere Frucht, unser Potenzial, unser Segen, unsere Berufung. Doch plötzlich wächst zwischen dem Weizen auch Unkraut. Die Arbeiter wollen es verständlicherweise ausreißen. Aber der Bauer, der in dieser Geschichte für Gott steht, sagt: »Nein, lasst beides wachsen bis zur Ernte.«
Dies ist ein starkes Bild für unser Leben: Freude und Leid wachsen oft gleichzeitig. Wir wünschen uns ein reines Feld – ein Leben voller Glück, schöner Momente, ohne Schmerz, Dunkelheit oder Fehler. Doch wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, erkennen wir: Die Realität sieht anders aus. Freude und Leid stehen nebeneinander, wir erleben beides zur selben Zeit.
Die Geburt eines Kindes kann mitten in eine schwere Krankheitszeit fallen. Ein Karrieresprung geschieht, während gleichzeitig eine Beziehung zerbricht. Wir erleben Durchbrüche im Glauben, und kämpfen zugleich unsere größten persönlichen Kämpfe. Genau das macht unser Leben, und auch unseren Glauben, so herausfordernd.
Darum dürfen wir lernen: Wenn Freude und Leid so nah beieinanderliegen, müssen wir nicht jedes Leid bekämpfen oder sofort ausreißen. Stattdessen dürfen wir bewusst auf die Freude schauen und das Schöne genießen. Es ist nicht unsere Aufgabe, jedes Unkraut aus unserem Leben zu entfernen – sondern mitten im Unkraut die Freude zu entdecken.
Die Freude am Herrn gibt uns neue Kraft. Sie hilft uns, die Herausforderungen zu bestehen, das Lachen nicht zu verlieren und trotz allem mit Hoffnung und Glauben weiterzugehen.
»Die Arbeiter fragten: ›Möchtest du, dass wir hingehen und das Unkraut ausreißen und einsammeln?‹ – ›Nein‹, entgegnete der Gutsherr, ›ihr würdet mit dem Unkraut auch den Weizen ausreißen. Lasst beides miteinander wachsen, bis die Zeit der Ernte da ist. Dann werde ich zu den Erntearbeitern sagen: Reißt zuerst das Unkraut aus, sammelt es ein und bündelt es, um es zu verbrennen; und dann bringt den Weizen in meine Scheune!‹« Matthäus 13,28–30