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Glaube, statt auf alles eine Antwort zu haben. Vertraue, statt alles im Griff zu haben. Lebe aus der Gnade, statt dass du Gott mit deinem Leben zu gefallen versuchst.

Ich weiss, es fällt uns so schwer, das Geschenk der Gnade Gottes einfach so anzunehmen und daran zu glauben, dass wir angenommen und gerettet sind, ohne dass wir was dazu beigetragen haben. Diesen Kampf sehen wir bei Hiob. Hiob wird von Gott getestet – oder anders gesagt, der Teufel fordert Gott zu einem Zweikampf heraus und sagt zu ihm, dass Hiob Gott aufgeben würde, wenn er ihm alles nehmen darf. Gott lässt sich auf diesen – in unseren Augen unfairen – Zweikampf ein, und der Teufel darf Hiob alles nehmen, ausser sein eigenes Leben. Mitten in diesen Prüfungen bekommt Hiob Besuch von seinen Freunden. Hiob, der am Ende ist, krank, mit Geschwüren übersät, bis auf die Knochen abgemagert, ein Mann der alles verloren hat, erklärt seinen Freunden, dass das Ganze ungerecht ist. Er erklärt ihnen, dass er nie eine Frau lüstern angesehen habe, dass er weder gelogen noch betrogen habe, nie die Bitte eines Bettlers abgeschlagen habe und auch sein Gut immer grosszügig geteilt habe. Hiob erklärt seinen Freunden, dass er absolut keine Sünde und keinen Fehler in seinem Leben hat und dass er nicht verstehen kann, warum Gott ihn straft. Darauf antwortet einer seiner Freunde, dass es nicht sein könne, dass Hiob ohne Schuld ist, denn Gott sei gerecht. Gott würde es nie zulassen, einen Unschuldigen derart zu bestrafen. Er sagt damit zu Hiob, dass er doch endlich seine tief vergrabene Schuld bekennen solle, dann würde Gott ihn heilen. Doch Hiob hat keine Schuld. Hiob ist ohne Fehler. Hiob ist ein guter und rechtschaffener Mensch. Und trotzdem hat Gott es zugelassen, dass der Teufel ihn derart testen durfte.

An dieser Geschichte kommt unser menschliches Denken so gut zum Vorschein. Wir alle denken, dass auf jede Handlung immer eine Reaktion folgt. Auf Fehler folgt der Fluch, auf Versagen folgt Unsegen und auf Schwäche folgt Zerstörung. Dies ist ein Leben ohne Gnade. Alles muss Sinn ergeben. Doch bei Hiob sehen wir, dass die ganze Geschichte keinen logischen und nachvollziehbaren Sinn ergibt. Dieses logische Denken greift Jesus auch in der Bergpredigt auf. In einem Teil seiner berühmten Predigt beginnt er mit den Worten: „Ich sage euch:…“, und dann geht’s los. Er sagt, dass wer auf einen Bruder zornig ist, vor Gericht gehört, wer ihn einen Idioten nennt, muss in der Hölle schmoren. Weiter erklärt er der Menge, dass derjenige, der eine Frau lüstern anschaut, sich sein Auge lieber ausstechen sollte, als mit beiden Augen in der Hölle zu schmoren. Zudem fordert er die Zuhörer heraus, immer zu vergeben, sich nie zur Wehr zu setzen und die Feinde bedingungslos zu lieben. Am Ende dieser Ausführungen, in Matthäus 5, sagt Jesus zu den Menschen:

„Ihr aber sollt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ Matthäus 5, 48, NGÜ

Spätestens hier realisierten die Zuhörer, dass dies unmöglich ist. Die Juden, die ihm zuhörten, durften nämlich den Namen Gottes nicht einmal aussprechen. Als Jesus sagt, sie müssten sein wie Gott, war ihnen allen klar, dass Jesus ihnen eigentlich nichts anderes sagte als: „Wenn ihr versucht, ein Leben ohne Gnade und ohne die Vergebung Gottes zu leben, dann macht es richtig. Nie einen Fehler, nie ein falsches Begehren, immer grosszügig, immer für die Armen da, immer bereit, zu vergeben, immer richtig handeln. Wie Hiob müsst ihr ein perfektes Leben leben, wie Gott müsst ihr vollkommen sein.“

Doch die Zuhörer realisierten: Das geht nicht!  So dürfen auch wir wissen, dass wir es nicht schaffen werden, ein perfektes und tadelloses Leben zu leben. Darum gib auf. Gib auf, alles immer perfekt machen zu wollen. Gib auf, ein super Christ sein zu wollen. Gib auf, alles im Griff zu haben und lebe wieder aus der Gnade Gottes. Suche Jesus, suche seine Nähe, suche die Ruhe in ihm, und alles andere wird sich wie von selbst verändern. Aus der Beziehung zu unserem Gott, aus dem Festhalten an der Gnade Gottes werden wir nach und nach zu besseren Menschen. Wir werden zu dem Menschen, den Gott von Anfang an geplant hat. Wie von selbst. Unsere Aufgabe ist es, damit aufhören, selbst zu leisten und Gott beeindrucken zu wollen und stattdessen wieder zu glauben, zu hoffen und uns an Gott und seiner Gnade festzuhalten.

„Ihr aber sollt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ Matthäus 5,48 NGÜ